[:de]Wir nehmen Abschied von Ros Hinrichs[:]

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Liebe Leser, Familienmitglieder, Freunde, Vereinsmitglieder.

 

Ros Hinrichs. Ein Name. Eine Frau. Wie beschreibt man sie am besten? Es blitzen Merkmale ihrer Persönlichkeit auf: Stur, eigensinnig. Vor allem aber stark, kämpferisch und eigenwillig. Ihr Wille war auch damals entscheidend, als sie zur Türe der Berufsschule hereinstürmte. „Seit meiner Jugend träume ich davon, auf der Bühne zu stehen.“ Schuhe, Hose, Hemd, Hut, in knallgrün. Dazu feuerrote Lippen, Fingernägel. Passend dazu das knallrote Brillengestell, goldene Ringe und Schmuck mit ägyptischen Hieroglyphen. Ein Paradiesvogel. Ein wunderschöner Vogel. Leuchtend, schillernd, farbenprächtig und irgendwie frei. Etwas Gefährliches, Beeindruckendes, Unerklärliches umgibt sie, fast wie eine Raubkatze, eine Löwin. Ganz klar also, diese Frau gehört auf die Bühne. 

Die Rolle der Frau Finsterwald im Stadttheater Landsberg spielt sie mit großer Hingabe und klaren Vorstellungen. Wenn sie sich einsetzt, dann mit Haut und Haaren. Und die Löwin zeigt uns auch ihre Krallen. Das beeindruckt. „Die Haare mache ich nicht auf! Da sehe ich aus wie ein Vamp, eine Femme Fatale.“ So war sie. Feuriges Temperament. Kampfgeist. Eine mysteriöse, geheimnisvolle Frau, die ganz klar weiß, was sie will. Immer zuverlässig, immer anwesend, hat sich jede Kleinigkeit akribisch notiert. Auf diese Frau konnte man sich verlassen. Eine Frau, die an Gemeinschaft und die Gesellschaft geglaubt hat. Sie unterstützte uns finanziell, wurde, obwohl sie so etwas noch nie vorher gemacht hatte, zur rasenden Reporterin für unser Magazin. Zum Beispiel führte sie Interviews mit Jonas Pioch zum Thema Inklusion und Behinderung und beteiligte sich energisch an politischen und kritischen Diskussionen.

Ähnlich muss sie auch ihr Leben gelebt haben. Ihrer Zeit immer einen Schritt voraus, wird sie jüngste Bäckermeisterin Deutschlands mit Sondergenehmigung in der Abendschule. Anspruchsvoll wollte sie sein, anders als die Anderen. Sie war auch eine Grenzgängerin, als Katholikin geboren, schwankt sie zwischen den Religionen. Vor allem dem katholischen und evangelischen Glauben. Sie war nie bigott. Eher gläubig und kritisch. Stets weltoffen und reflektiert. Tiefgründig. Von der Faszination getrieben, studiert die ehrgeizige Frau später mit über 50 Jahren noch katholische Theologie, um mehr über Religion und Glaubensgeschichte zu erfahren. Sie macht eine Ausbildung für Sterbebegleitung.

„Geht nicht gibt’s nicht.“ Wenn ein Motto, dann dieses. Ob im Beruf oder in der Familie, sie gibt den Takt vor. Mit unbändiger Kraft verteidigt, fördert sie ihre beiden Söhne. Vor allem wenn es um Ämter und Arztbesuche geht. Ihre Ansichten sind klar, sie weiß wohin es gehen soll. Ihr Mann beschreibt sie als dominante Frau. Die modebewusste Ros schickt ihn nach München, damit er ihr in Boutiquen für sie einkauft. Da konnte es schon oft heißen: „Die Hosen habe sowieso sie an.“ Und auch hier zeigt sie: Von konservativen Rollenbildern hält sie nichts. Ihr Mann kennt aber auch ihre andere Seite. Nach außen hin die Maske, stark und überlegen. Aber innen, die emotionale, die gefühlvolle Ros. Und wenn sie sich einsetzt, dann, wie erwähnt, mit Haut und Haaren. So beschreibt ihr Mann die Zeit bei Projekt Randerscheinungen. Es war ihre Möglichkeit, Theater zu spielen, auf die Bühne zu gehen und zu zeigen was sie kann. Es war, als würde eine Schatztruhe voller Möglichkeiten aufgehen, die vorher durch viele Ereignisse im Leben zugeschüttet war. Und aus diesem Jungbrunnen schöpfte sie.

Die Arbeit für den Verein war ihr eine Herzensangelegenheit. Und genau diese Rose durften wir kennenlernen. Auf und hinter der Bühne, mit all ihren Fassaden. Eine Kämpfernatur. Und ihre Geschichte beweist, dass das Leben lebenswert ist. Das man viel erreichen kann, wenn man Willen und Herzensbildung zeigt. Dass man das Bestmögliche aus so vielem herausholen kann. Ein erfülltes Leben. Und wir erinnern uns an sie, mit all ihren Farben. Blicken zurück und gedenken ihr. Eine Frau, die inspiriert und die wir in unseren Herzen behalten. Wir bedanken uns bei unserem Vereinsmitglied, Ros. Im Namen unseres gesamten Teams.

 

Gezeichnet Max von Theben alias Maximilian Huber

 

 

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