Der Verein Viva Randerscheinungen präsentiert im Mai ein neues Stück im Stadttheater. Es soll Menschen mit unterschiedlichsten Identitäten und Hintergründen Raum geben.
Der soziokulturelle Verein „Viva Randerscheinungen“ aus Landsberg hat sich etwas Besonderes ausgedacht: In einer neu interpretierten Version des Klassikers „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen steht nicht nur die Liebe, sondern vor allem Diversität und Inklusion im Vordergrund, so Max Huber, einer der Mitgründer von „Viva Randerscheinungen“. Huber übernimmt die Projektleitung und Regie. Die Geschichte wurde umgeschrieben, um der modernen Gesellschaft gerecht zu werden, und mit vielen kreativen Elementen angereichert.
Der Fokus auf Diversität zeigt sich nicht nur in den Rollen und der Handlung, sondern auch in der Besetzung. Menschen mit und ohne Behinderungen sowie unterschiedlichsten Identitäten und Hintergründen stehen gemeinsam auf der Bühne. „Mit 21 Sprechrollen und zehn Komparsinnen und Komparsen als Hofgesellschaft erwacht das Stück zum Leben“, erzählt Huber. Die Rollen werden individuell angepasst, um sicherzustellen, dass sich alle Beteiligten wohlfühlen und ihre Rolle bestmöglich ausfüllen können, so Huber.
„Jeder kann mitmachen, keiner wird ausgeschlossen. Es geht nicht nur um Schauspielerei, sondern auch um die persönliche Entwicklung der Teilnehmenden. möchten eine sichere Umgebung schaffen, in der jeder die Möglichkeit hat, sich auszudrücken und zu wachsen“, so Emanuel Kasprowicz, der zweite Vorsitzende von Viva Randerscheinungen. Kasprowicz übernimmt gemeinsam mit Huber die Regie, spielt aber gleichzeitig im Theater mit und kümmert sich um die Musik.
In der Regenbogen-Edition wurden mehrere Veränderungen an der klassischen Handlung vorgenommen. So sind zum Beispiel gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt, während das Erbrecht weiterhin ausschließlich Männern vorbehalten bleibt. Das Stück ist das Ergebnis eines einjährigen kreativen Prozesses, der unter der Leitung von Max und Judith Huber, Lydia Liedl sowie Emanuel Kasprowicz in Zusammenarbeit mit Lino Sliwinski und Tori Bartl vom Verein VIDA entwickelt wurde. Regie und Leitung liegen in den Händen von Max Huber und Emanuel Kasprowicz, während Souhaila Amade erstmals als Co-Regisseurin mitwirkt. Die Choreografien wurden von Lydia Liedl gestaltet.
Das Theaterprojekt sei weit mehr als eine bloße Aufführung. Viele der Teilnehmenden erleben eine persönliche Entwicklung und wachsen über sich hinaus. „Ich habe manchmal Angst davor, etwas Falsches zu sagen, aber bei den Proben merkt man, dass es okay ist, Fehler zu machen“, erzählt Nadine Waldmann, die die Rolle der Jane Bennett spielt. „Für mich war die Größe der Rolle eine Herausforderung, aber mittlerweile macht es mir einfach nur noch Spaß“, fügt Carolina Hoffmann hinzu, die Lizzy Bennett spielt.
Auch sie habe viel aus ihrer Rolle gelernt und spreche von einer positiven Veränderung in ihrer eigenen Wahrnehmung. „Das Besondere an unserem Theaterprojekt ist der Raum, den wir für Fehler und persönliche Entfaltung lassen. Es geht darum, dass jeder mit seinen eigenen Unsicherheiten auf die Bühne tritt und sich von den Erfahrungen im Projekt weiterentwickelt“, erklärt Emanuel Kasprowicz. „Der Spaß steht an erster Stelle, und das spiegelt sich auch in der Atmosphäre der Proben wider – hier wird viel gelacht und entspannt gearbeitet.“
Der Verein Viva Randerscheinungen, der 2012 von Max Huber, Julian Pietsch und anderen Menschen aus Landsberg gegründet wurde, verfolgt mit diesem Projekt einen klaren sozialen Auftrag. Der Anstoß für die Gründung des Vereins war die eigene Erfahrung der Initiatorinnen und Initiatoren mit gesellschaftlicher Ausgrenzung. In einer Gesellschaft, in der viele Menschen mit Vorurteilen und Ausgrenzung kämpfen, biete Viva Randerscheinungen einen Raum, in dem jeder seine eigene Geschichte teilen und eine Rolle im Team finden kann. „Das Theaterstück ist mehr als nur eine Aufführung – es steht für die Bedeutung von Gemeinschaft, Zusammenarbeit und persönlichem Wachstum, sowohl auf der Bühne als auch im Alltag“, so Kasprowicz.
„Unser Ziel ist es, dass die Vereinsmitglieder wieder positive Erfahrungen in der Gemeinschaft und im gesellschaftlichen Miteinander sammeln und dadurch Ängste, Unsicherheiten und negative Erlebnisse hinter sich lassen können“, erklärt Huber.